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45. Deutsches Jazzfestival Frankfurt, 23.-25. Okt. 2014

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Donnerstag, Oktober 23, 2014 - 19:00 to 23:45

Jung und wild.

Konzerte: Donnerstag, 23. bis Samstag, 25. Oktober, jeweils 19-24 Uhr, hr-Sendesaal, Bertramstraße 8, 60320 Frankfurt am Main

Tageskarten zum Preis von 37,50 Euro (Preise inkl. Gebühren und RMV) gibt es beim hr-Ticketcenter, Tel.: 069/155-2000, E-Mail: info@hr-ticketcenter.de, bei allen bekannten Vorverkaufsstellen und – soweit vorhanden – an der Abendkasse.

Das 45. Deutsche Jazzfestival Frankfurt 2014 wird am Donnerstag, 23. Oktober, von einem profilierten Newcomer der Frankfurter Jazzszene eröffnet: Peter Klohmann, 27 Jahre alt und unlängst mit dem „Arbeitsstipendium Jazz“ der Stadt Frankfurt ausgezeichnet, hat für diesen Anlass eigens ein Septett formiert: „Mal sehen, wie’s klingt, wenn man drei tiefe Streicher zur Verfügung hat“, sagt der Multiinstrumentalist, für den das Septett eine „ganz neue“ Besetzung ist. Klohmann spielt damit auf seine zwei Kontrabassisten und eine Cellistin an. Für den Auftaktabend des Festivals, an dem außerdem das „Mary Halvorson Quintet“ und Lionel Loueke mit der hr-Bigband zu erleben sind, gibt es noch Restkarten. Freitag und Samstag sind ausverkauft.

hr2-kultur überträgt die Konzerte des Deutschen Jazzfestivals Frankfurt jeweils ab 19.05 Uhr live. Sie können auch im Internet verfolgt werden: als Livestream auf concert.arte.tv/de und auf jazzfestival.hr2-kultur.de – danach als Video-on-Demand. Das 45. Deutsche Jazzfestival Frankfurt 2014 ist eine Veranstaltung des Hessischen Rundfunks/hr2-kultur in Zusammenarbeit mit der Stadt Frankfurt am Main/Dezernat für Kultur und Wissenschaft. Fahrzeug-Partner ist die Škoda Auto Deutschland GmbH, Hotel-Partner das Le Méridien Parkhotel Frankfurt.

Peter Klohmann, der regelmäßig im Frankfurter „Jazzkeller“ Jam-Sessions mit der jungen Szene organisiert, repräsentiert auf dem Deutschen Jazzfestival eine „Neue Frankfurter Schule“. Sein Auftritt – gemeinsam mit Till Künkler, Christine Roider, Yuriy Sych, Kenn Hartwig, David Helm und Johannes Klingebiel – lässt die Demonstration eines unberechenbaren Freigeists erwarten: Fernab aller Konventionen bekennt sich hier ein rastloser Visionär zu seiner „Lust am musikalischen Risiko“ – Unerhörtes inbegriffen.

Während des Festivals finden im Le Méridien Parkhotel Frankfurt ab 22.00 Uhr „After-Hours-Sessions“ statt. Der Eintritt ist frei.

Konzerte: Donnerstag, 23., bis Samstag, 25. Oktober,

Fotos und Text von Hessischer Rundfunk.

PETER KLOHMANN SEPTET

Peter Klohmann | ts, fl, bcl, kontra-bcl
Till Künkler | tb
Christine Roider | cello
Yuriy Sych | p
Kenn Hartwig | b
David Helm | b
Johannes Klingebiel | dr

Saxophon, Flöte, Klarinette, Bassoon, es gibt kaum ein Instrument aus der Reed-Section, das Peter Klohmann bislang noch nicht in der Hand oder im Mund hatte. Der Preisträger des "Arbeitsstipendiums Jazz der Stadt Frankfurt 2013" ist ein quirliger junger Mann mit geradezu überschäumendem Enthusiasmus für alles, was mit Musik bzw. mit Jazz zu tun hat. Wer seinen musikalischen Werdegang auf seiner website durchstreift, der könnte annehmen, es handele sich um einen jener gut geschulten jungen Leute, die heutzutage scharenweise von den Akademien des Jazz produziert werden.

Ist er in gewisser Weise auch. Aber nennen wir’s beim Namen: Peter Klohmann ist meist ein Stückchen verrückter als wir zunächst annehmen. Wer ihn noch nicht erlebt hat, der schaue sich stellvertretend das Cover seines Albums "Live At Bix" an. Da legt sich einigermaßen absurd die ausgestreckte Zunge des Sonnen-bebrillten jungen Manns in lässig geschlungener Form wie ein Schal um seinen Nacken – mit der Message: Aus meinem Hals hast Du nicht unbedingt das Übliche zu erwarten. Der Mann ist kreativ und interessant, aber immer ein bisschen schrill. Klohmann ist bekennender Frankfurter. Als ehemaliger Studierender u.a. in Mainz und Stuttgart, der viele für die Jazz-Jugend obligatorischen Stationen wie etwa das Bujazzo absolviert hat, steht er noch heute zu Frankfurt. Solch ein musikalischer Struwelkopp wie Klohmann hat hier der jungen Szene schon länger gefehlt.

Eine seiner Arbeitsproben für die Bewerbung zum Arbeitsstipendium war der Mitschnitt einer Großformation unter seiner Leitung: 2 Dutzend MusikerInnen, auf deren mächtig tönender Klangwand sich ein Tenorsaxophon in die Ekstase hochschaukelte. Das war eine Sound-Ästhetik, die eher mit dem unangepassten Geist eines Albert Ayler assoziiert werden konnte als mit dem jener oben erwähnten jungen Männer, die hochschul-gereift schon früh alles spielen können, was sich die alten Helden des Jazz früher in jahrelanger Arbeit auf offener Bühne erarbeiten mussten. Klohmann drängt eigentlich immer nach Großem. Auf weniger als ein Septett-Format ließ er sich sein Vorhaben nicht eindampfen: "Zwei Kontrabässe und ein Cello sind das Mindeste, um einen tiefen Streichersatz zu haben, der einiges an Druck aufbauen kann", sagt er. Christine Roider am Cello und Yuriy Sych am Piano sind schon alte Bekannte im Kreativ-Pool von Klohmann. Er wird uns gehörig Einblick geben in sein verwinkeltes Oberstübchen. In dem regiert übersprudelnder Tatendrang.

MARY HALVORSON QUINTET

Mary Halvorson | g
Jonathan Finlayson | tp
Jon Irabagon | ts ss, as
John Hebert | b
Ches Smith | dr, perc

"Ganz toll für eine Frau!"– solche und ähnliche süffisanten Sprüche musste sich Mary Halvorson schon zuhauf anhören. Dabei spielt sie, wenn es um Originalität und Durchsetzungskraft geht, längst so manchen männlichen Griffbrett-Wizard leichthändig an die Wand.

Seit 2002 arbeitet die gebürtige Bostonerin in New York und spätestens seit dieser Zeit gilt sie als viel versprechendste Gitarristin ihrer Generation. Mit zwölf Jahren himmelte sie noch Jimi Hendrix an und wechselte – zum Leidwesen ihrer Eltern – zur E-Gitarre. Doch ihr erster Musiklehrer entpuppte sich als Jazz-Enthusiast und vielleicht nennt Mary Halvorson deshalb keine Gitarristen, sondern Bläser wie Eric Dolphy, John Coltrane oder Miles Davis als ihre Haupteinflüsse. "Viele meiner Ideen und Konzepte stammen aus einer Art 'Anti-Gitarren-Haltung'", bekennt sie. Drei Jahre hat sie Kompositionslehre bei dem Saxophon-Philosophen Anthony Braxton studiert und in seinen Bands gespielt: Wahrlich nicht die einfachste Art der Ausbildung.

Wer die Bilder von Halvorson mit ihrer Gitarre im Arm betrachtet, fragt sich, warum sich die zierliche Frau ausgerechnet in eine so riesige Guild-Archtop-Gitarre verliebt hat, die fast größer als sie selbst wirkt. Es scheint eine Art Hassliebe zu sein, denn sie macht es sich keineswegs einfach zwischen den Bünden, scheint bisweilen gegen das Instrument regelrecht zu kämpfen, alle Kraft zu mobilisieren, um ihre Klangvorstellungen den bevorzugten dicken Saiten abzuringen.

Inzwischen hat sie ihr Instrument in nicht weniger als fünfundzwanzig verschiedenen Projekten im Spiel. Ihre Herzensband aber ist ihr aktuelles Quintett. Hier kann Halvorson ihre kompositorischen Visionen ungestraft ausleben: Da tauchen nebelhaft New-Orleans-Motive auf, spinnennetzartig verknüpfte Improvisationen von Trompete, Saxophon und Gitarre in pointillistischen Klangarchitekturen, rüde Verzerrungen, düstere Clusterkombinationenn und schwere Rückkoppelungen – all das verdichtet sich zu einem rätselhaften Hexengebräu. Halvorson verknotet ihre Melodiefäden in unzähligen Windungen und Wendungen. Das stets hochkonzentrierte Zusammenspiel gleicht einer unbarmherzigen Achterbahnfahrt durch unwegsames Gelände.

Bassist John Hebert – ein Pluralist aus Passion, seit er in den späten Achtzigern von der Gitarre zum Bass wechselte – und Drummer Ches Smith verfahren nach der Doktrin der "flexible response": Hebert schafft mit muskulösem Basston das nötige Vertrauen für die Exkursionen der Gitarre, während Smith – er trommelte zunächst in verschiedenen Prog/Punk/Psych/Metal-Bands, bevor er Perkussion, Improvisation und Komposition studierte – ihr auf diesen Touren den Weg frei schlägt. Egal, ob Halvorson gerade die brachiale Energie des Rock oder nervös-introvertierte Rasselgeräusche braucht.

Jonathan Finlayson zählt, seit der gebürtige Kalifornier 2000 nach New York wechselte, zu den markanten Trompetenstimmen der dortigen Downtown-Szene. Ob bei Ravi Coltrane, Vijay Ayer oder Abbey Lincoln, mit dem kühlenden Balsam seiner verknappten Trompeten-Fanfaren sorgt er dafür, dass sich Bass und Schlagzeug nie überhitzen. Der Saxophonist Jon Irabagon, der bei solchen Heavyweights wie David Liebman, Wynton Marsalis oder Jason Moran studiert hat, scheint sich am liebsten selbst herauszufordern. Oft nährt sich die Bewegungsbahn seiner rasenden Linien bedenklich dem Abgrund der Atonalität, ohne je abzustürzen.

Wie hatte James Brown einst konstatiert: "It’s a man’s, man’s, man’s world!" Wer das Mary Halvorson Quintet gehört hat, weiß, dass dieses Diktum für die Jazzgitarre längst nicht mehr gilt.

"AFRICAN HERITAGE"– LIONEL LOUEKE & hr-BIGBAND
cond. & arr. by JIM MCNEELY

Jim McNeely | cond, arr
Lionel Loueke | guit, voc

Frank Wellert | tp
Thomas Vogel | tp
Martin Auer | tp
Axel Schlosser | tp
Günter Bollmann | tb
Peter Feil | tb
Christian Jaksjø | tb
Manfred Honetschläger | b-tb
Heinz-Dieter Sauerborn | as
Oliver Leicht | as
Johannes Enders | ts
Steffen Weber | ts
Rainer Heute | bs
Peter Reiter | p
Thomas Heidepriem | b
Jean Paul Höchstädter | dr

Der Mann aus Benin, der über Paris nach Boston kam, spielt die Gitarre mitunter so eckig und kantig, dass man meint, eine Kalimba zu hören. Seine Gitarre klingt oft wie ein afrikanisches Daumen-Klavier. Loueke schiebt ein Stück Papier zwischen die Saiten, was sie anders vibrieren lässt. Egal, ob Loueke akustische Gitarre mit Nylon-Saiten spielt oder eine elektrische, sie entspricht fast nie den üblichen Klang-Mustern. Der Akzent macht die Musik. Lionel Loueke hat eine ganz eigene Art, die Gitarre sprechen zu lassen: vertrackt synkopierte Linien, dazu perkussive Gesangslaute, zungen-schnalzende Einwürfe, die das Ganze anheizen. Hier ist etwas in Bewegung, was es im nur schwer überschaubaren Reich der Gitarren-Verwaltung so noch nicht gab. Loueke hat sich in den letzten zehn Jahren in die erste Reihe der amerikanischen Jazz-Elite gespielt, und das trotz (oder gerade wegen) seiner markanten Ausdrucksformen, die in seiner afrikanischen Herkunft begründet sind.

Seinen weichen Gesang, oft parallel zu den Gitarrenlinien, schickt er durch einen Harmonizer und vervielfacht ihn damit: Ein kleines Orchester entsteht. Das ist zumindest der Eindruck, den Loueke mit seinem Faible für besondere Sounds erzeugt. Wenn er seine Stimme einsetzt, singt er meist ohne Worte: "Ich mache mir oft meine eigenen Wörter, ich erfinde sogar welche in meiner Muttersprache Fon", sagt er mit sanfter Stimme. Nach seinem Jazz-Studium in Boston gelang es Loueke bei seiner Bewerbung für das weiterführende Studium am Thelonious Monk Institute in Los Angeles, die Jury-Mitglieder Herbie Hancock und Wayne Shorter als Förderer zu gewinnen: "Als ich vorspielte, haben die beiden geklatscht. Das hat mich überrascht, denn bei anderen Musikern haben sie das nicht getan", hat Loueke bescheiden zu Protokoll gegeben. Er war auch erstaunt, dass Hancock ihn gleich nach diesem Vorspiel mit auf Tournee nehmen wollte. Mittlerweile war Loueke mit ihm auf allen großen Bühnen dieser Welt.

Den feinnervigen Klang-Kosmos von Lionel Loueke in einen orchestralen Kontext zu stellen, der dessen Eigenheiten betont, verstärkt, vielleicht auch kontrastiert, das ist die anspruchsvolle Aufgabe dieses Festival-Projekts, das tatsächlich eines besonderen Arrangeurs bedarf. Jim McNeely, mittlerweile schon so etwas wie der Chef-Alchemist der hr-Bigband und Garant fürs Gelingen diffiziler Unternehmungen, wird den Tonsatz arrangieren. Die hr-Bigband wird ihn im Festival-Gedränge trotz aller probentechnischen Beschränkungen wie immer mit Verve umsetzen, ganz so als wären wir alle ein bisschen 'Afrika'.

Fotos und Text von Hessischer Rundfunk.


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